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Aktuelle Informationen von Lisungi im Juli 2021

Liebe Freunde und Freundinnen,

liebe Unterstützer*innen und Mitglieder von Lisungi,

gerne möchte ich die Gelegenheit nutzen und Sie/Euch über die aktuelle Lage im Kongo berichten.


Durch die Corona-Krise wurden die Projektarbeiten von Lisungi sehr beeinträchtigt. Die Arbeit im Centre Médical (unserer Lisungi-Basisstation) und auch die Mobile Klinik liefen vorerst weiter und wir konnten die Personalkosten mithilfe der Weihnachtsspende aus dem Jahr 2020 finanzieren. Jedoch mussten im Mai 2021 drei unserer Mitarbeiter freigestellt werden, da uns nun die Mittel zur Bezahlung fehlen. Im Kongo gibt es keinerlei Corona-Hilfen vom Staat, unsere wertvollen Förderer sind die Unterstützer aus Deutschland. Dafür sind wir alle sehr dankbar.


Einige Mitarbeiter*innen im Centre Médical

Dr. Mampar, Sarah, joelle, (infirmière), Jean Marie (infirmier) Odette (infirmière)



Die Corona-Krise hat unsere finanzielle Situation dahingehend beeinflusst, dass der Spendeneingang sehr zurückgegangen ist. Darüber hinaus können wir in Deutschland keinerlei Veranstaltungen durchführen. Somit fehlen uns die so wichtigen zweckgebunden Spenden zum Erhalt der Mobilen Klinik. Der Kern der Arbeit von unserer Mobilen Klinik besteht darin, dass ein medizinisches Team direkt zu den Menschen in abgelegenen Dörfern fährt, um dort erste und wichtige Hilfen zu leisten - ganz unserem Namen “Lisungi” entsprechend, was zu Deutsch “Hilfe leisten” bedeutet. Die Spenden kommen immer direkt bei den Menschen an.


Allgemeine Infos zur aktuellen Corona-Situation in Kinshasa (Hauptstadt der Dem. Rep. Kongo)


Eine zuverlässige Statistik gibt es nicht, dennoch wird über geringe Fallzahlen gesprochen. Dieser Schein trügt, denn aufgrund der unzureichenden Testmöglichkeiten liegt die Dunkelziffer vermutlich viel höher. Die Behörden im Kongo sind überfordert, die mangelhafte Ausrüstung des Gesundheitssystems verschärft die Situation zusätzlich.


Die Bevölkerung ist im Grunde auf sich alleine gestellt. Wer die Mittel hat, kauft sich Masken und Desinfektionsmittel. Der Großteil der Bevölkerung kann sich hiermit leider nicht versorgen. Die Menschen tragen oft alte und verdreckte Masken, meist aus Angst vor der Polizei, die Menschen ohne Masken festnehmen und Bußgelder fordern. Leider stecken die Polizisten das Geld oft in ihre eigenen Taschen. Die Menschen wissen, dass das Virus existiert und können nichts tun, um sich zu schützen - es ist eine ungeheuerliche Lage.


Hinzu kommt, dass die angeordneten Schutzmaßnahmen der Regierung kein Gehör finden. Einzig die seit April 2021 nächtliche Ausgangssperre ist eine der wenigen Maßnahmen, die respektiert wird. Ansonsten haben fast alle Geschäfte, sowie Schulen und Kirchen ganz normal geöffnet.


Neben Corona gibt es natürlich noch andere, altbekannte Krankheiten, wie Malaria. Es sterben immer noch mehr Menschen an Malaria als an den Folgen einer Corona-Infektion, auch das Ebola-Virus ist insbesondere im Nord-Westen Kongos immer wieder aktiv.

Erschwerend kommt hinzu, dass Hygiene-Maßnahmen in der abgelegenen Peripherie nicht in die Tat umgesetzt werden können, weil nicht überall fließendes Wasser vorhanden ist. Selbst in Stadtteilen von Kinshasa gibt es seit Monaten kein fließendes Wasser mehr. Regelmäßiges Händewaschen ist nicht möglich. Sanitäranlagen - falls vorhanden - befinden sich in desolatem Zustand. Die Stromversorgung ist oft unzuverlässig oder Mangelware. Dies sind alles Umstände, die die Ausbreitung eines Virus eher fördern. Der Staat und die Regierung haben versagt, die Bevölkerung ist desillusioniert und enttäuscht.


Die Lage in den staatlichen Krankenhäusern und im Centre Médical von Lisungi


Die Corona-Patienten in den Krankenhäusern werden unter anderem mit dem Medikament „Mana COVID“ behandelt, das von einem kongolesischen Forscher produziert wurde. Dieses Medikament wird nur im Kongo angewandt, denn die WHO hat es nicht genehmigt. Es gibt keine allgemein zugänglichen Corona-Testmöglichkeiten, die Meisten wissen gar nicht wie dieser Test funktioniert. Somit gibt es keine zuverlässige Zahl von Infizierten. Wir wissen aber, dass die Lage in den Krankenhäusern katastrophal ist. Familien lassen verstorbene Verwandte in den Leichenhäusern zurück, es fehlt das Geld für eine Beerdigung. Die Menschen sind, wie schon erwähnt, auf sich alleine gestellt.


Die Impfsituation


Während viele Länder mit den Impfungen weiter vorangeschritten sind und die Infektionszahlen langsam in den „Griff“ bekommen, breitet sich das Virus in vielen Provinzen im Kongo und insbesondere in der Hauptstadt Kinshasa immer weiter aus.

Obwohl die ersten Lieferungen von Impfstoffen in einigen Ländern Afrikas angekommen sind, laufen die Impfkampagnen nur schleppend - so auch im Kongo. Hier greifen die Menschen oft zu Kräutern und anderen homöopathischen Mitteln, um sich vor Corona zu schützen. Die Impfung wird von der Bevölkerung eher kritisch gesehen und teilweise sogar verteufelt.


Die wirtschaftliche und politische Lage


Für die meisten Kongolesen ist der Kampf zum Überleben weit wichtiger, als sich eine Maske zu kaufen. Viele Lebensmittel sind teurer geworden, gleichzeitig sind viele Menschen arbeitslos geworden. Es droht eine Hungersnot in manchen Stadtteilen Kinshasas und weiteren Gegenden Kongos. Die Kriminalität und Zahl von Überfällen sind gestiegen, die Menschen haben Angst, alles zu verlieren.


Besonders schlimm ist, dass finanzielle Hilfen der EU, die für die Bevölkerung vorgesehen waren, in den Taschen der Politiker landen. Seit der Präsidentschaftswahl im Dezember 2018 hat sich die Korruption und Vetternwirtschaft im Kongo leider verstärkt.

Der Kongo ist seit langer Zeit im Kriegs- und Unruhezustand, besonders im Osten des Landes. Auch von Naturkatastrophen bleibt der Kongo nicht verschont. Am 17. Mai gab es einen Vulkanausbruch in der Provinz Nord-Kivu, nahe der Stadt Goma. Tausende Menschen verließen ihre Häuser und flüchteten in Richtung Ruanda. Die instabile Politik, die die Menschen im Stich lässt, die hohe Arbeitslosenquote und die dichte Bevölkerung in der Hauptstadt (circa 14 Millionen Einwohner) deuten auf eine sehr schwierige Zeit hin, die noch auf den Kongo zukommen wird.


Covid-19 ist eine Pandemie, die uns noch lange beschäftigen wird. Aber es sterben nicht so viele Menschen im Kongo an Corona, wie hier in Europa. Man stirbt - wie gesagt - viel mehr an anderen schweren Krankheiten wie z.B. Malaria, Diabetes, Tuberkulose, Cholera, Marasmus (Unterernährung bei Kindern) und aus Existenzängsten oder Angst vor Corona. Die wirtschaftliche Lage der Menschen im Kongo ist prekär.


Die Herausforderungen in der Pandemie

Die größte Herausforderung für Lisungi während der Pandemie bleibt es, die laufenden Kosten zu decken. Diese umfassen

  • die Miete und Nebenkosten für die Räumlichkeiten des Centre Médical

  • Personalkosten / Materialkosten

  • Erwerb von Medikamenten und spezieller Medikamente für chronisch Kranke

  • Mittel für Erwerb von Corona-Hygieneartikeln / Schutzmaterialen etc.

Wir konnten Dank Ihrer Unterstützung in den letzten Monaten einige Hygieneartikel und einige Medikamente finanzieren. Ihre Spenden bleiben nach wie vor eine wichtige Quelle, um die Arbeit von Lisungi im Kongo voranzutreiben. Wir bitten Sie daher, im Rahmen Ihrer Möglichkeiten das Lisungi Projekt weiter zu unterstützen. Wir brauchen jetzt, in diesem Pandemie-Jahr verstärken ihre Hilfe!


Wir hoffen sehr, dass Lisungi bald wieder Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland leisten können, und wir somit auch neue Unterstützer bzw. Unterstützerinnen für unsere Arbeit im Kongo gewinnen können!


Von Herzen danken wir Ihnen/Euch für die Treue und Großzügigkeit und bitten Sie weiterhin, uns zu unterstützen, sodass das Centre Médical auch in Zukunft aufrechterhalten werden kann und unsere Mobile Klinik bald seine Einsätze wieder aufnehmen kann.


Herzlichen Dank für alles und beste Grüße,


Für das Lisungi Team

Luzeyi Kuelusukina, Steffi Belau




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