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Das Zeichen des Dankes, der Freude oder - was soll man machen?

Da ist sie nun, die schwierigste Zeit meines Lebens. Was soll ich nur machen? Da fällt mir ein: Ich bin ja ein gestandener Mensch, habe viele Dinge, die ich aufschreiben müsste und da kommt mir die Idee. Ich müsste eigentlich mein Leben aufschreiben - das ist die Idee. Ich beginne zu schreiben:

Wir waren zu viert - als der Krieg losging. Ich denke heute noch an den kleinen Keller, in dem wir uns aufhielten, wenn irgendwelche fremden Leute - irgendwie waren sie schon fremd für mich - ich war ja erst drei Jahre alt, wer sollte es sonst sein? Außer fremd? Wir alle zu viert - den Schmuck und die wertvollsten Sachen kommen in den großen Korb - den niemand dafür hielt - und rannten in den Keller. Unten war es ja schon ganz schön dick und voll. Ich kroch zu meiner Mutter auf den Schoß und ließ es mir gut gehen. Wehe es fegte eine Bombe über uns hinweg, da zogen alle den Kopf ein - nur ich schaute - vertrauensvoll lachend - durch den Keller - und heimste die ganzen kleinen und die großen Geheimnisvollen zu einem gemeinschaftlichen Lachen - wieder zusammen. So waren die Leute denn alle froh, als das Licht wieder brannte - die ersten und die letzten wieder in ihre Wohnungen zogen - ungewiss aber - wann sie wieder nach unten mussten. Unterwegs waren alle dankbar, dass sie so ein kleines Mädchen bei sich hatten und träumten vom nächsten Angriff - oder war es ein Nichtangriff - der Boden wackelte schon - als wir diesen Nichtangriff in die Augen nahmen. Der plötzliche Nichtangriff sah dann so aus, dass zwei größeren Kinder - ein Mädchen und ein Junge - mit der Schule auf sogenannte geschützte Heimkinder wurden - und ich kam mit meiner Mutter irgendwo auf ein Dorf, dass in unmittelbarer Nähe meiner Geschwister lagen, die nichts von der Weissagung des Krieges mitbekamen, oder nicht mitbekommen wollten. Nur die Lehrer fehlten, dass war die eine Strafe für die Größeren, denn die waren alle im Krieg. Was noch alles so dazwischen kam mag die nächste Sitzung erzählen.

Cordelia Rogge



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